Angekommen..im zweiten Lehrjahr

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So, da bin ich, aus meinen Tiefen rausgekrochen, wiedermal… aber dazu später. Erst will ich euch eines meiner liebsten Zitate zeigen. Es begleitet mich schon lange, nur vergesse ich es manchmal: 

Bitte gib mir den Mut, das zu ändern was ich ändern kann, 

Bitte gib mir die Kraft, das zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann, 

und Bitte, gib mir die Weisheit, das eine von dem anderen unterscheiden zu können 

Und jetzt erzähle ich euch von meinem Start ins zweite Lehrjahr: 

Im Juli hatte ich drei Wochen Ferien, wunderbar, Zeit für mich, nichts für die Schule, herrlich, die Tage nach meinem Gusto zu gestalten… allerdings war ich auch während den Ferien ziemlich erschöpft. 

Nach den Ferien habe ich in der Reinigung angefangen zu arbeiten, wo ich immer noch bin. Viel Neues: das Team, andere Arbeitsabläufe, andere Geräte. 

Ich werde sehr gut eingearbeitet, laufe am Anfang mit einer erfahrenen Person mit, darf inzwischen aber auch schon Touren selbstständig machen.  

In der Reinigung läuft es so, dass wir, grob gesagt, in zwei Sektoren arbeiten. 

Der öffentliche Sektor beinhaltet Eingangsbereiche, Hotel, Restaurant und Sensorium. Darin eingebettet ist auch die ein bis zweimal wöchentliche Reinigung in einem der zwei Wohngruppen für Menschen mit Beeinträchtigung. 

Der zweite Sektor beinhaltet die Reinigung im Altersheim. Wir haben vier Stöcke. Pro Stock ist eine Mitarbeiterin hauptverantwortlich, die anderen Mitarbeiter lösen ab, wenn z.B. jemand in den Ferien ist. Spezielle Reinigungsarbeiten, wie das zweimal jährliche Fensterputzen, werden untereinander aufgeteilt. Und selbstverständlich helfen wir einander überall. 

Ich bin am liebsten selbstständig im Altersheim unterwegs. Ich geniesse den Kontakt mit den Bewohnern, ihre Eigenarten entdecken, z.B. wie sie ihren Stuhl hingestellt haben wollen. Auch den Kontakt mit den Pflegenden wissen sie zu schätzen. Ich habe das Gefühl teilhaben zu können am Leben auf dem Stock ohne meine Distanz zu verlieren. 

Ich schätze an meinem Arbeitsplatz, dass ich – was meine Lernziele und auch andere Pflichten angeht – sehr viel Mitspracherecht habe. Letzte Woche z.B. habe ich angedeutet, dass ich unbedingt den Umgang mit den Reinigungsmaschinen lernen will und muss, und Zack – dies wurde eingerichtet! Ich wurde instruiert in der Handhabung der kleinen Scheuermaschine (diese braucht man z.B. bei der Grundreinigung einer Nasszelle in einem Bewohnerzimmer). Nun darf ich das bei der nächsten Gelegenheit schon selber machen, und das ist erst der Anfang. 

Ja, die Reinigung gefällt mir, ich bin immer auf Trab, lerne viel Neues und kann es auch anwenden. 

Die nächsten vier Freitage darf ich noch ein Praktikum in der hauseigenen Blumenwerkstatt machen, weil Blumengestecke kreieren, Pflanzen pflegen und Räume damit zu schmücken auch ein Teil meines vielfältigen Berufes ist. Ich freu mich drauf. 

Schule: 
Am 13 August ging es wieder los, sanft am Anfang, jedoch wir haben wieder Aufträge und neuen Stoff, da wird mir nicht langweilig. Neu starten wir mit Sport am Morgen, find ich super. Danach ABU, unser momentanes Thema ist Politik und Demokratie, das find ich wider Erwarten total spannend, es gibt mir den Kick mich mit den Abstimmungen auseinander zu setzen, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und hin und wieder eine Diskussion zu starten mit den Menschen die sich gerade um mich befinden. 

Eine Lektion gehört dem Fach Gesundheit, meinem Lieblingsfach. Aktuelles Thema: Verhütung, Geschlechtskrankheiten. Dann behandeln wir auch Themen wie Demenz, Parkinson und Psychische Erkrankungen. 

In der Berufskunde befassen wir uns im Moment hauptsächlich mit dem Thema Ernährung, z.B. saisonale Früchte und Gemüse sowie Garmethoden. 

Ja die Tage sind ausgefüllt mit Arbeit und Schule. Ich will aufpassen, dass mein Privatleben nicht zu kurz kommt und auch nicht meine Verpflichtungen wie Steuererklärung ausfüllen, Haushalt etc. 

Im Leben allgemein habe ich halt meine Hochs, wo ich alles intensiv und super machen will und über viel Energie verfüge. Und dann merke, dass das so nicht geht und so in meine Tiefs versinke, in denen ich nur noch funktioniere… So bleibt manches liegen. Das arbeite ich dann jeweils in meinen Hochs wieder ab. Doch das kennt ihr ja von mir und von euch sicher auch… 

Jedenfalls bin ich immer noch zufrieden mit meinem Entscheid eine Lehre angefangen zu haben, es stärkt mein Selbstbewusstsein und ich bin die nächsten zwei Jahre versorgt. Ausserdem habe ich ein wunderbares Zuhause, zwei liebe Katzen, gute Freunde, eine super Arbeitsstelle, das wichtigste was ich im Moment brauche zum Leben… 

Glaubt an Euch, gebt nicht auf! (Ausser ihr merkt, es schadet euch). 

Und bis zum nächsten Mal, die Zeit, die Zeit, die vergeht so schnell… Ciao! 

Unbenannt v14

Etha Varone

Etha Varone wurde 1979 geboren. Sie hat im August 2017 eine Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft begonnen, welche Sie im Sommer 2020 mit Erfolg abgeschlossen hat. Nach dem Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» hat sie sich dazu entschlossen, eine Weiterbildung Bereichsleiterin Hotellerie und Hauswirtschaft zu machen und führt heute ein als Führungsverantwortliche ein Hauswirtschaftsteam im Pflegeheim Solina.