Erstausbildung im Erwachsenenalter: Die Teilnehmenden des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» stehen fest

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Erstausbildung im Erwachsenenalter: Die Teilnehmenden des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» stehen fest
Erstausbildung im Erwachsenenalter: Die Teilnehmenden des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» stehen fest
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Erstausbildung im Erwachsenenalter: Die Teilnehmenden des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» stehen fest

Im Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» erhalten Erwachsene aus dem Kanton Bern die Möglichkeit, ihre Erstausbildung nachzuholen. Als Stiftungsrätin der Stanley Thomas Johnson Stiftung war Michelle Beyeler an der Auswahl der Teilnehmenden der diesjährigen Durchführung beteiligt. Welche Personen einen Platz erhalten haben, was sie besonders beeindruckt hat und wie das mehrstufige Auswahlverfahren funktioniert, erzählt sie im Interview.

Frau Beyeler, wer konnte sich dieses Jahr für einen Platz im Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» qualifizieren?

Insgesamt haben wir 64 Projektanmeldungen erhalten. Zu den Berufsberatungsgesprächen beim BIZ haben wir 54 Kandidatinnen und Kandidaten eingeladen. 34 Personen erhielten die Chance, die Gruppen-Bewerbungsgespräche zu besuchen. Davon waren 53 % Frauen und 42 % Männer. Der größte Teil ist zwischen 30 und 40 Jahre alt. 85 % sprechen Deutsch und 15 % Französisch.

Der Weg von der Anmeldung bis zur Projektteilnahme ist mehrstufig. Wie funktioniert er?

Das Bewerbungsverfahren ist in der Tat eine Leistung für sich. Interessierte können in einem ersten Schritt an einer Checkliste überprüfen, ob sie die Kriterien betreffend Alter, Sprachniveau und weiteren Anforderungen erfüllen. Ist das der Fall, können sie ihre Anmeldung einreichen. Wir prüfen danach ihre Anmeldeunterlagen und laden diejenigen Personen für ein oder mehrere Abklärungsgespräche zum BIZ ein, die die Kriterien erfüllen. Danach erst können sich die Personen mit einem Dossier bewerben und – wenn alles passt – an einem Gruppen-Bewerbungsanlass teilnehmen. Es bis hierhin geschafft zu haben, ist bereits ein wichtiger Erfolg. Am Bewerbungsanlass müssen sich die Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren und auch erzählen, was ihre Motivation hinter der Ausbildung ist. Auch müssen sie sich einer Gruppenübung stellen. Das erfordert Mut und Motivation. Die Platzzahl ist begrenzt und wir entscheiden aufgrund der Empfehlung des BIZ und unserem Eindruck an diesem Anlass, wem wir einen Platz im Projekt anbieten.

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Welche Faktoren spielen zusätzlich eine Rolle?

Eine Erstausbildung im Erwachsenenalter zu absolvieren ist happig, besonders für Personen, die mit dem Bildungssystem bisher keine guten Erfahrungen gemacht haben. Unser Programm motiviert die Teilnehmenden durch Coaching und Gruppenprozesse. Wir möchten vor allem die Personen in das Programm aufnehmen, wo wir zuversichtlich sind, dass sie mit oder auch gerade Dank dieser Unterstützung erfolgreich ihr Ausbildungsziel erreichen können.

Was können Sie uns zu den Lebensläufen der diesjährigen Teilnehmenden erzählen?

Ihre Lebensgeschichten sind sehr unterschiedlich, genauso wie ihre Gründe für den fehlenden Berufsabschluss. Einige mussten wegen einer Krankheit oder familiären Problemen die Lehre abbrechen. Bei den Teilnehmerinnen haben manche ihren Bildungsweg abgebrochen, weil sie schwanger wurden. Personen, die in die Schweiz flüchten mussten, haben zudem oft das Problem, dass ihr Abschluss hierzulande nicht anerkannt wird und müssen noch einmal von vorne anfangen. Eines haben sie aber gemeinsam: Der Wiedereinstieg in die Ausbildungswelt ist nicht einfach und ohne Berufsabschluss sind sie im Schweizer Arbeitsmarkt schlechter gestellt.

Und welche Berufswünsche haben diese Personen?

Die Berufswünsche sind so vielseitig wie die Teilnehmenden: Der Grossteil interessiert sich für einen Abschluss als Fachperson Gesundheit oder Betreuung, eine Ausbildung im Detailhandel oder in der Logistik oder eine KV- oder Informatik-Lehre. Viele Berufe also, in denen ein grosser Fachkräftemangel besteht. Dieses Jahr sind aber auch speziellere Berufswünsche mit dabei: Vier Teilnehmerinnen möchten Archivarin, Floristin, Sozialarbeiterin und Carosserielackiererin werden. Mich freut es, dass die Berufswahl so vielseitig ausfällt. Bei den etwas aussergewöhnlicheren Berufswünschen entscheidet aber das Angebot auf dem Lehrstellenmarkt, ob sie erfüllt werden können. Falls nicht, arbeiten die Bildungscoaches mit den Teilnehmenden an ihrem Plan B.

Sie waren zum ersten Mal aktiv beim Auswahlverfahren dabei. Was nehmen Sie mit?

Ich war sehr beeindruckt von den Geschichten der Bewerbenden und dem Effort, den sie in ihre berufliche Weiterentwicklung stecken. Denn es ist eine grosse Leistung, im Erwachsenenalter eine Ausbildung zu absolvieren. Unseren Partnerinnen und Partnern im Projekt möchte ich an dieser Stelle mit auf den Weg geben: Informiert eure Klientinnen und Klienten über das Projekt. Die nächste Ausschreibung erfolgt bereits diesen Herbst. Eine Teilnahme lohnt sich, denn ein Berufsabschluss wirkt sich nachweislich positiv auf das Berufsleben der Teilnehmenden aus.