Erstausbildung im Erwachsenenalter: Jobcoaches als Wegbegleiter zum Erfolg
Als Jobcoach unterstützt Barbara Dammone die Teilnehmenden des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» dabei, vor, während und nach der Ausbildung im gewünschten Beruf zu arbeiten. Wie diese Hilfe im Alltag aussieht und ob alle Erwachsenen ihren Berufswunsch erfüllen können, verrät sie im Interview.
Frau Dammone, was ist Ihre Aufgabe als Jobcoach?
Einfach gesagt, stehe ich den Teilnehmenden von Anfang bis Ende des Projekts zur Seite. Ich analysiere ihre Dossiers und beurteile, wer sich für die Teilnahme eignet. Einmal im Projekt aufgenommen, unterstütze ich sie bei der Jobwahl, helfe ihnen bei der Lehrstellensuche und bin Ansprechperson für alle ausbildungsbezogenen Anliegen. Brauchen sie nach der abgeschlossenen Ausbildung Hilfe bei der Jobsuche, begleite ich sie auch hierbei.
Sie beraten die Teilnehmenden auch bei der richtigen Jobwahl?
Nein, das passiert bei meinen Kolleginnen und Kollegen im BIZ. Sie finden zusammen mit den Teilnehmenden heraus, welcher Weg am besten zu ihnen passt und erarbeiten einen Plan A, B und C. Ich helfe mit, einen dieser Pläne in Realität umzusetzen. Manchmal passiert es, dass jemand plötzlich einen anderen Weg einschlagen möchte oder es bei Plan A, B und C zu wenige Lehrstellen gibt. Dann suchen wir entweder eine andere Lösung oder es geht zurück ins BIZ.
Können die meisten Teilnehmenden ihren Berufswunsch im Projekt erfüllen?
Ja, die meisten machen ihre Erstausbildung, in dem Beruf, den sie lernen wollen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn es beispielsweise im Wunschberuf zu wenige Lehrstellen gibt oder sich die Lebensumstände von jemandem ändern.
Wie wissen Sie, wer sich für das Projekt eignet?
Bevor ich die Teilnehmenden persönlich kennenlerne, studiere ich ihre Bewerbungsunterlagen. So erfahre ich viel über Werdegang, Lebensumstände und welche sonstigen Kenntnisse jemand ins Projekt mitbringt. Neben den festen Aufnahmekriterien ist für mich vor allem ihre Motivation wichtig. Denn eine Erstausbildung im Erwachsenenalter erfordert viel Durchhaltewille.
Was sind die grössten Herausforderungen im Projekt?
Die Menschen, die ich begleite, haben am meisten Mühe, den Spagat zwischen Familie, Schule und Arbeitsstelle zu schaffen. Diese Herausforderung zu meistern, benötigt viel Motivation. Ich als Jobcoach versuche, die Teilnehmenden so zu unterstützen, dass sie motiviert bleiben. Daneben kann gerade für die Arbeitgebenden das Alter der Teilnehmenden eine Hürde sein. Das kann die Lehrstellensuche für erwachsene Personen erschweren.
Für welche Berufe sehen Sie eine besonders gute Zukunft?
Aktuell sind besonders Fachpersonen im Gesundheitswesen, in Betreuungsberufen, in der IT, im Bereich der erneuerbaren Energien, im Finanzwesen sowie in der Kommunikation und im Marketing gefragt. Im Projekt ist es aber auch möglich, Nischenberufe zu erlernen. Als Jobcoach erkläre ich den Teilnehmenden, was das, zum Beispiel in Bezug auf die Lehrstellensuche, bedeuten kann.
Wie informieren Sie sich über die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt?
Ich habe mehr als 10 Jahre Erfahrung als Jobcoach und konnte auch in verschiedenen Branchen arbeiten. Dazu absolviere ich jedes Jahr Weiterbildungen zu verschiedenen Themen. Ich nutze auch die Zusammenarbeit mit dem BIZ und den Arbeitgebenden, um am Ball zu bleiben und probiere neue Technologien wie Chat GPT aus, um aktuelle Veränderungen wirklich zu verstehen.
Finden die meisten Projektteilnehmenden nach der Ausbildung einen Job?
Die Teilnehmenden, die ich betreue, sind aktuell noch in der Ausbildung. Generell haben aber Erwachsene, die über eine abgeschlossene Erstausbildung verfügen, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Zum Schluss: Gibt es für Sie ein besonderes Erfolgserlebnis aus dem Projekt?
Mehrere! Die Geschichte einer meiner Klienten, macht mich aber besonders glücklich: Er lebt erst seit fünf Jahren in der Schweiz, hatte zum Zeitpunkt seiner Projektanmeldung keine Erfahrung im Informatikbereich und seine Muttersprache war. Seine Motivation Mechanikpraktiker mit einem EBA-Abschluss zu werden, war aber extrem gross. Deshalb haben wir ihm geholfen für die Ausbildung fit zu werden und er hat sein Französisch im Eiltempo verbessert. So konnte er im Sommer 2023 seine Lehre beginnen. Das ist eine bemerkenswerte Leistung.