Ich habe ein grosses Ziel

Ich habe ein grosses Ziel
Ich habe ein grosses Ziel
Karthi Schlitten scharf

Ich habe ein grosses Ziel

Im Sommer 2023 habe ich meine Erstausbildung zur Fachfrau Gesundheit EFZ im Rahmen des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» abgeschlossen. Ja, es war streng, aber mein Notendurchschnitt lag immer über einer Fünf. Weil ich dadurch prüfungsfrei die Weiterbildung zur Pflegefachfrau HF machen konnte, habe ich diese gleich angehängt. Jetzt studiere ich zwei Jahre lang im Bildungszentrum Pflege und werde vom Kanton Bern und meiner ganzen Familie unterstützt.

Wegen meinem guten Notendurchschnitt hat mich mein Mann immer wieder auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass ich nach meiner Erstausbildung auch Pflegefachfrau HF werden kann. Ich wollte ehrlich gesagt lieber eine kleine Pause machen und nach der strengen Ausbildung wieder etwas mehr Zeit für mich und meine Familie haben. Doch er hat mich so stark motiviert und mir seine Unterstützung angeboten, dass ich mich für die Weiterbildung entschlossen habe. Jetzt studiere ich für zwei Jahre im Bildungszentrum Pflege. Hier habe ich auch vom Pflegeförderpreis erfahren. Pro Jahr unterstützt der Kanton Bern zehn Personen, die im Kanton wohnen, über 27 Jahre alt sind und während der Pflegeausbildung finanzielle Unterstützung benötigen. Dass ich den Förderpreis erhalten habe, entlastet meine Familie sehr.

Karthi Zuhause

HF-Weiterbildung ohne Ausbildungsplatz

Meine Ausbildung zur Pflegefachfrau EFZ habe ich im Schlossgarten Riggisberg absolviert, einer Institution für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Zum Start meiner HF-Weiterbildung gab es dort aber keine Berufsbildnerin mehr und ich konnte nicht bleiben. Deshalb bin ich jetzt schulisch- und nicht betriebsangestellt und erhalte etwas weniger Lohn. Meine Lebenshaltungskosten übernimmt während dieser Zeit der Förderpreis des Kanton Bern.

Zwei weitere Ausbildungsjahre für meinen Traumberuf

Für die HF-Weiterbildung habe ich mich vor allem auch deshalb entschieden, weil ich zu Beginn des Projekts «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» Laborantin werden wollte. In meinem Heimatland Sri Lanka habe ich Chemie studiert. Da aber viele Labore in Zürich und Basel sind, habe ich in Bern keine Lehrstelle gefunden und pendeln kam wegen meinen drei Kindern nicht in Frage. Mein Jobcaoch Urs Gretener hat mir geholfen, einen anderen Weg zu finden. Ich wollte aber insgeheim immer zurück ins Labor oder ins Spital als Fachfrau Operationstechnik. Ein HF-Abschluss macht diesen Weg hier in der Schweiz möglich für mich. Und natürlich habe ich dadurch auch gesamthaft bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Die ganze Familie ist in der Schule

Für mich ist die HF-Weiterbildung deutlich schwieriger als die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit EFZ. Es gibt viel Recherchearbeit und viel Schulstoff, den ich im Selbststudium lernen muss. Deshalb fasse ich immer alles zusammen und habe mir einen Lernplan erstellt. Es läuft grundsätzlich gut, ich muss einfach viel Disziplin haben, damit ich die Ausbildung und mein Familienleben unter einen Hut bringen kann. Meine drei Kinder sind zwischen 11 und 15 Jahre alt, brauchen ihre Mutter aber immer noch. Sie finden es lustig, dass wir alle gleichzeitig in der Ausbildung sind. Manchmal helfen sie mir beim Lernen und ich erkläre ihnen dann, was mein grosses Ziel ist. So verstehen sie auch besser, weshalb ich meine Zeit gut einteilen muss. Auch mein Mann befindet sich aktuell in der verkürzten Ausbildung für Erwachsene zum Fachmann Gesundheit EFZ und wird von der Stanley Thomas Johnson Stiftung unterstützt. Dafür sind wir der Stiftung sehr dankbar.

Karthiga Thiruselvam

Karthiga Thiruselvam hat in ihrem Heimatland Sri Lanka ursprünglich Chemie studiert, flüchtete wegen der politischen Lage aber in die Schweiz. Bevor sie sich 2019 für das Projekt «2. Chance auf eine 1. Ausbildung» anmeldete, arbeitete sie jahrelang als Zeitungsverträgerin und im Service. Mit 38 Jahren hat sie ihre Lehre als Fachfrau Gesundheit EFZ abgeschlossen und beschlossen, auch noch die verkürzte, zwei Jahre dauernde Weiterbildung zur Pflegefachfrau HF anzuhängen.